dp55 – Telematik – Ein neuer bürokratisch industrieller Komplex?

Kühn, Isabel (1996): Telematik – Ein neuer bürokratisch industrieller Komplex? Eine akteursorientierte Studie über den Einfluß von Telematik-Anwendungen auf Straßenbenutzungsgebühren als umweltrelevantem Instrument der Verkehrspolitik. Freiburg. 44 S. / PDF-DE

Publikationshinweis 

Telematik: ein weiterer bürokratisch-industrieller Komplex?

Eine akteursorientierte Studie über den Enfluß von Telematik-Anwendungen auf Straßenbenutzungsgebühren

Nach Abschluss von Feldversuchen und Studien können die bundesdeutschen PKW-Besitzer aufatmen. Auf längere Sicht wird der Personenverkehr die deutschen Autobahnen und sonstigen Verkehrswege ohne Zahlung von Straßenbenutzungsgebühren (Road Pricing) befahren können. Dahingegen wird beim Güterverkehr die vollständige Umstellung auf elektronische streckenbezogene Gebührenerhebung zumindest auf Autobahnen bis spätestens zur Jahrtausendwende immer wahrscheinlicher. Doch erst der Aufbau einer umfassenden telematischen Verkehrsinfrastruktur, wie ihn die Bundesregierung unterstützt und weite Teile der Elektro- und Automobilindustrie fordern, würde ein solches elektronisches Road-Pricing-System überhaupt ermöglichen. Dafür sind Investitionen in Milliardenhöhe erforderlich.

Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, welchen Einfluss und welche Auswirkungen die Entwicklungen auf dem Markt für Telematikanwendungen auf die immer wieder ins Stocken geratende Diskussion um Straßenbenutzungsgebühren hat. Deswegen beschäftigt sich die Studie zunächst eingehend mit dem verkehrlichen Telematikmarkt. Eine detaillierte Analyse der heutigen Situation, der Positionen der Hauptakteure und der resultierenden Konstellationen macht u.a. deutlich, dass die Industrie sehr stark auf Hilfe von öffentlicher Seite baut und umgekehrt der Staat zwar für günstige Rahmenbedingungen, nicht jedoch für die Finanzierung sorgen will.

Die in den vergangenen Jahren treibenden Kräfte für die Einführung von Road Pricing haben durch das Entstehen der Telematikindustrie zumindest einige Gegenspieler – v.a. die Automobilindustrie – verloren. Die Darstellung der Ergebnisse von Feldversuchen und die Untersuchung der Akteurskonstellationen speziell für Straßenbenutzungsgebühren lässt jedoch vermuten, dass die Hemmnisfaktoren, auch im technischen, aber speziell im (datenschutz)rechtlichen und gesellschaftlichen Bereich noch zu dominierend sind. Das Angebot an telematischen Lösungen ist aber ein zusätzlicher Faktor, der die Road-Pricing-Debatte in den nächsten Jahren immer wieder anstoßen wird, so dass nicht nur der Güterverkehr, sondern auch der Individualverkehr mit einer Bepreisung rechnen muss.

Diese Studie entstand im Rahmen eines zweijährigen, von der EU geförderten Forschungsprojektes zum Thema „The Incorporation of the Environmental Dimension in Freight Transport Policy. A Comparison of Six Countries and the EC“. Sie richtet sich an alle Institutionen und Personen, die sich neu einen Überblick über die Thematik verschaffen wollen oder die Entwicklung von Telematik und Road Pricing bisher aus anderer Perspektive verfolgten.

Kühn, Isabel (1996): Telematik – ein neuer bürokratisch-industrieller Komplex? Eine akteursorientierte Studie über den Einfluß von Telematik-Anwendungen auf Straßenbenutzungsgebühren als umweltrelevantem Instrument der Verkehrspolitik. EURES discussion paper dp-55. ISSN 0938-1805. ca. 35 S., EURO 11,-