Neue Qualifikationen zur Förderung eines nachhaltigen Tourismus in Großschutzgebieten; (Koordination: WWF Italien)

DE, IT, 1997
EU-Gemeinschaftsinitiative LEONARDO

Neue Qualifikationen zur Förderung eines nachhaltigen
Tourismus in Großschutzgebieten

Laufzeit: April – Dezember 1997

Bearbeitung: Simone Strauf (Projektleitung), Roland Scherer, Maximilian Bezzel

Kooperationspartner: WWF Italien (Koordinator), Cranfield University (England), International Ecotechnology Research Centre; UNCPIE (Frankreich), email: uncpie@compuserve.com

Finanziert von: EU-Kommission (Programm Leonardo da Vinci)

Projektziel

Tourismus spielt in Großschutzgebieten eine immer größere Rolle. Mittlerweile sind 2-3 Mio. Besucher pro Jahr in einem Schutzgebiet keine Seltenheit mehr. Die Förderung eines nachhaltigen Tourismus kann hier helfen, die negativen Auswirkungen des Massentourismus zu begrenzen, die natürlichen Potentiale der Schutzgebiete zu erhalten und als Werbefaktor einen Beitrag zur regionalen Entwickung zu leisten, der die Akzeptanz der Schutzgebiete steigert.

Ziel dieses Forschungsprojektes war es herauszufinden, ob und gegebenenfalls welche (neuen) Qualifikationen nötig sind, um einen nachhaltigen Tourismus in Großschutzgebieten zu fördern. Es soll gezeigt werden, wie bedeutend die bereits vorhandenen Berufsbilder für das Management von Großschutzgebieten sind, welche Berufsbilder zukünftig in Großschutzgebieten benötigt werden und welche Qualifizierungsanforderungen sich daraus ergeben.

Methode/ Arbeitsschritte

Das Forschungsprojekt setzt sich aus vier nationalen Studien und einem internationalen Vergleich zusammen. Im Kernbereich ist die Vorgehensweise in allen Ländern gleich, dies bildet die gemeinsame Grundlage der nationalen Studien, die ihre Vergleichbarkeit gewährleistet. Die nationalen Studien setzen sich zusammen aus: einer theoretischen Aufarbeitung der Diskussion um den Begriff „nachhaltiger Tourismus“, einer Befragung von 10 Experten in unterschiedlichen Großschutzgebieten, zwei Fallstudien in Nationalparks.

Im Bericht über die deutsche Studie bildet also die Diskussion des Begriffes „nachhaltiger Tourismus“ den Einstieg in das Thema. Sie soll verdeutlichen, in welchen Zusammenhängen die Kriterien und Inhalte eines nachhaltigen Tourismus in den einzelnen Ländern gesehen werden (Kap. 2).

Darüber hinaus hielten wir es in der deutschen Studie für notwendig, vor der Frage nach den eventuell benötigten Qualifikationen die Situation (Schutzziele, Organisationsformen, Akzeptanz) der deutschen Großschutzgebiete zu klären (Kap. 3) und insbesondere die Anforderungen an einen nachhaltigen Tourismus in Schutzgebieten zu fomulieren (Kap. 4).

Aufbauend darauf wurden zehn Experteninterviews mit Vertretern von deutschen Großschutzgebieten geführt (Kap. 6.2). Hierbei wurde erfragt, welche Bedeutung bestimmte Aufgaben für die einzelnen Schutzgebiete haben und bei welchen Tätigkeiten eine Ausweitung wünschenswert wäre.

Diese Befragung lieferte die Grundlage für die Fallstudien in zwei Nationalparks (Kap. 5 und Kap. 6.3/ 6.4). Für die deutschen Fallstudien wurden der Nationalpark Berchtesgaden und der Nationalpark Jasmund auf Rügen ausgewählt. Aufbauend auf einem für alle Projektpartner gemeinsamen Teil wurde durch einige Ergänzungen der nationale Fragebogen erstellt. Mit ihm wurden jeweils 21 Personen mündlich befragt. Die befragten Personen setzen sich aus Mitarbeitern der Nationalparkverwaltung, Vertretern von Fremdenverkehrsorganisationen, Anbietern touristischer Dienstleistungen und Touristen zusammen. Ziel der Fallstudien war es, Informationen zu den folgenden Themenschwerpunkten zu sammeln:

  • Förderung eines nachhaltigen Tourismus in Großschutzgebieten,
  • Bestandsaufnahme der aktuellen Qualifikationen in der Parkverwaltung,
  • Bestandsaufnahme der benötigten Qualifikationen,
  • Schutzgebiet und regionale Entwicklung.

Projektergebnisse

Bei der Beurteilung deutscher Nationalparks, die anders organisiert sind als sonstige europäische Schutzgebiete, ist es wichtig zu betrachten, wie ihre Organisation gestaltet ist und welche Aufgaben sie haben. Die Betreuung der Großschutzgebiete liegt in Deutschland in den Händen einer öffentlichen Verwaltung. Sie ist neben den regionalen Behörden und Fremdenverkehrsorganisationen für die nachhaltige Ausgestaltung des Tourismus verantwortlich. Beste Voraussetzungen zur Förderung eine nachhaltigen Tourismus in Großschutzgebieten sind dann vorhanden, wenn sich die Bevölkerung der Region mit den Zielen des Schutzgebietes identifiziert und den Gästen eine positives Beispiel geben kann. Deshalb wurden hierfür in den beiden befragten Nationalparks die Aufgaben der Gästebetreuung und der Umweltbildung als besonders wichtig angesehen. Im einzelnen wurden Tätigkeiten wie die Organisation von Informations- und Besucherzentren, Ranger/ Naturwacht, Umwelterziehung und Besucherbetreuung als die Hauptaufgaben in bezug auf das touristische Management genannt. Die benötigten Qualifikationen zur Ausübung dieser Tätigkeiten konzentrieren sich dabei weniger auf die fachlichen Kenntnisse als vielmehr auf die persönlichen Kompetenzen. Die Primärqualifikation des Mitarbeiters ist also in der Regel weniger entscheidend als Zusatzqualifikationen und persönliche Fähigkeiten wie Teamgeist, Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen. Die Vermittlung der benötigten Qualifikationen sollte über training on the job erfolgen, um auf die jeweilige Situation des Mitarbeiters und die regionalen Besonderheiten eingehen zu können.

In bezug auf die Fragestellung des Projektes ergab die Befragung somit, daß die Entwicklung eines neuen Berufsbildes zur Förderung eines nachhaltigen Tourismus in Großschutzgebieten wenig Sinn macht. Die vorhandenen Qualifikationen werden überwiegend als gut eingeschätzt, da die Mitarbeiter entsprechend den Anforderungen ausgewählt wurden; eine Qualifizierung in bezug auf persönliche Fähigkeiten kann aber durchaus sinnvoll sein.

Adressaten

Großschutzgebiete, Naturschutzverwaltung, Umweltverbände, Fremdenverkehrsorganisationen.

Publikation

Strauf, Simone/ Scherer, Roland/ Bezzel, Maximilian (1997): Neue Qualifikationen zur Förderung eines nachhaltigen Tourismus in Großschutzgebieten. Mit den Beispielen der Nationalparks Berchtesgaden und Jasmund. Freiburg.