Umwelt- und Naturschutz in Großschutzgebieten: Von der Beschränkung zur Entwicklungschance. Untersuchungen, Konzeptionen und Initiativen im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative ADAPT

DE, 1996-98
EU-Gemeinschaftsinitiative ADAPT, Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit

Umwelt- und Naturschutz in Großschutzgebieten:

Von der Beschränkung zur Entwicklungschance

Laufzeit: 5/1996 – 11/1997

Bearbeitung: Roland Scherer, Simone Strauf, Barbara Schultz, Ralf Elsässer, Franz Leinweber, Marco Schroeder

Kooperationspartner: WWF Italien, email: mc2252@mclink.it, www.wwf.it ; CRE Entreprendre Besançon, email: creent@besancon.net

Finanziert von: EU-Kommission (Gemeinschaftsinitiative ADAPT), Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit

Projektziel

Das Ziel des Forschungsprojekt war es zu klären, welche Potentiale für eine nachhaltige Regionalentwicklung sich aus der Ausweisung eines Großschutzgebietes für diese Region ergeben. Der Schwerpunkt der Analyse sollte dabei auf dem Aufzeigen neuer ökonomischer Betätigungsfelder, neuer Beschäftigungsformen und dem damit einhergehenden Qualifizierungsbedarf liegen.

Methode/Arbeitsschritte/Teilprojekte

Das internationale Forschungsprojekt setzte sich aus drei nationalen Untersuchungen in Italien, Frankreich und Deutschland zusammen. Im deutschen Projektteil wurden eine bundesweite Überblicksstudie und zwei vertiefende Fallstudien in sächsischen Großschutzgebieten durchgeführt, dem Nationalpark Sächsische Schweiz und dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Im Rahmen der bundesweiten Studie wurde in einer schriftlichen Befragung aller Großschutzgebiete ein Überblick über verschiedene Entwicklungsinitiativen erstellt. Die Schwerpunkte bildeten dabei die Bereiche Tourismus, Regionalvermarktung landwirtschaftlicher Produkte und Qualifizierung. Diese Bereiche bildeten auch die Schwerpunkte in den beiden Regionalstudien. Weiterhin wurde in einem der beiden Großschutzgebiete auch exemplarisch eine Analyse der regionalökonomischen Wirkungen, die aus der Ausweisung als Schutzgebiet resultieren, durchgeführt. Aufbauend auf den Ergebnissen der Bundesstudie sowie den Analysen in den beiden Großschutzgebieten wurden nun für verschiedene Berufsfelder konkrete Qualifizierungsanforderungen formuliert (Naturführer, Mobilitätsmanagement, Regionalvermarktung). Darüber hinaus wurde zur Akzeptanzförderung für das Großschutzgebiet und zur Sensibilisierung der regionalen Bevölkerung für die neuen Beschäftigungsfelder für eines der Großschutzgebiete eine Broschüre „Das Biosphärenreservat – eine Chance für die regionale Entwicklung“ erstellt.

Projektergebnisse

Das Forschungsprojekt zeigt deutlich, dass die Ausweisung eines Großschutzgebietes einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung dieses Gebietes leisten kann. Dies gilt vor allem für die Bereiche des ländlichen Tourismus und für die Regionalvermarktung. Hier können in verschiedenen Gebieten deutliche Entwicklungsimpulse festgestellt werden. Die Situation in den einzelnen Gebieten unterscheidet sich dabei sehr stark: In einigen Gebieten, vor allem in einigen Nationalparks, stellt der Tourismus zunehmend eine Belastung dar. Dabei handelt es sich vor allem um Gebiete, die ihren Bekanntheitsgrad primär nicht der Ausweisung als Nationalpark verdanken, sondern ihrem allgemeinen Bekanntheitsgrad aufgrund ihrer attraktiven Landschaft (Insel Rügen, Sächsische Schweiz, Berchtesgadener Land, Harz). In anderen Gebieten dagegen hat die Ausweisung starke Entwicklungsimpulse ausgelöst. Exemplarisch genannt werden können vor allem der Nationalpark Bayrischer Wald oder auch der Naturpark Werratal-Eichsfeld. Bei diesen kam es im Zusammenhang mit der Ausweisung als Großschutzgebiet zu einem deutlichen Anstieg der Touristenzahlen. Die Großschutzgebiete leisten zum einen einen großen Beitrag zum überregionalen Marketing für das Gebiet, zum anderen fördern sie die Entwicklung dieser Regionen: Vielfältige Aktionen, vor allem im Bereich der Regionalvermarktung, werden von den Großschutzgebieten initiiert und in der Umsetzung unterstützt. Eine breite Palette von Aktivitäten wurde entwickelt, die von der Förderung der landwirtschaftlichen Direktvermarktung über die Förderung landschaftsgerechten Bauens bis zur Vergabe von regionalen Herkunfts- und Qualitätszeichen reichen.

Die Analyse in den verschiedenen Großschutzgebiete hat gezeigt, dass es zahlreiche Chancen zur Förderung regionaler Entwicklung gibt. Dabei können auch zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Nutzung dieser Beschäftigungspotentiale wird aber erst möglich, wenn die entsprechenden Qualifikationen geschaffen werden. Durch gezielte Qualifizierungsmaßnahmen, z.B. im Bereich der Regionalvermarktung, der Natur- und Umweltbildung, der Gästebetreuung oder der Mobilitätsberatung, können die bestehenden Potentiale für eine regionale Entwicklung und damit auch für den Arbeitsmarkt genutzt werden.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass Großschutzgebiete einen wichtigen Beitrag zur Förderung der regionalen Entwicklung leisten können. Dies setzt aber voraus, dass sich die Großschutzgebiete auch als Träger der regionalen Entwicklung verstehen und die bestehenden Entwicklungspotentiale selbst aktiv nützen oder entsprechende Initiativen unterstützen. Ein derartiges Verständnis von modernem großflächigen Naturschutz fördert die Akzeptanz der Großschutzgebiete bei der regionalen Bevölkerung und damit indirekt auch den langfristigen Erhalt sowie weiteren Ausbau dieser Gebiete. Modernes Großschutzgebietsmanagement stellt damit grundsätzlich keine Beschränkung mehr dar, sondern sollte als Chance für eine nachhaltige Regionalentwicklung gesehen werden.

Adressaten

Großschutzgebiete, Naturschutzverwaltung, Landwirtschaftsverwaltung, Naturschutzverbände, Landwirtschaftsverbände, Tourismusvereinigungen, Regionalplanung, Politik

Publikationen (Download)

Schultz, Barbara/ Scherer, Roland (1997): Regionalvermarktung in Großschutzgebieten – neue Perspektiven für Landwirtschaft und Tourismus. Leitlinien und Fallbeispiele.

Strauf, Simone/ Scherer, Roland (1997): Private Naturführer. Ein Instrument zur Informations- und Öffentlichkeitsarbeit in Großschutzgebieten.

Scherer, Roland/ Schultz, Barbara (1997): Regionalökonomische Auswirkungen von Großschutzgebieten. Eine modellhafte Anwendung der Inzidenzanalyse am Beispiel des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft.

Zusätzliche Informationen über das Best-Practice-Project